MVB unterstützt Projekt der Mainzer Bürgerstiftung zur Schaffung eines Tastmodells

MVB unterstützt Projekt der Mainzer Bürgerstiftung zur Schaffung eines Tastmodells

Am 29. August 2009 feiert der Mainzer Dom St. Martin – St. Stephan seinen 1000. Geburtstag. 34 Jahre lang hatte man im Hochmittelalter an der dreischiffigen Säulenbasilika mit der vorgelagerten königlichen Empfangshalle (»Aula Regia«) gebaut, die Bischof Williges nach dem Vorbild von »Alt - St. Peter« in Rom errichten ließ. Es gehört zu der an Dramen nicht armen Historie dieses Gotteshauses, dass der Dom nur wenige Stunden nach seiner Einweihung fast vollständig abbrannte – wahrscheinlich durch einen Fehler bei der für die großen Feierlichkeiten angebrachten Illumination.

In den nächsten Jahrhunderten wurde er noch mehrfach zerstört – alleine durch sieben größere Brände. Zahlreiche Veränderungen und Erweiterungen wurden, z. T. mehrfach, an einzelnen Gebäudeteilen vorgenommen, bis er sein heutiges Bild erhielt: eine prachtvolle Ansicht, die allerdings blinden Mitbürgerinnen und Mitbürgern bisher verschlossen blieb.

Egbert Broerken arbeitet am Modell

Hier möchte die Mainzer Bürgerstiftung jetzt Abhilfe schaffen. Nach dem Vorbild anderer Domstädte wie Bayreuth, München, Münster und Stralsund soll nun auch von dem Mainzer Sakralbau ein Bronzemodell angefertigt und einzelne Aspekte mit der Blindenschrift »Braille« beschrieben werden, damit Sehbehinderte auf diese Art die Kirche erfahren können.

Der Auftrag für diese Arbeit ging an den westfälischen Bildhauer Egbert Broerken. Der Bildhauer, dessen freie Arbeiten – Großplastiken für den öffentlichen Raum aus Stahl und Stein – in verschiedenen deutschen Städten stehen, begann vor ca. 20 Jahren mit der Fertigung bronzener Blinden-Stadtmodelle. Mit Schülern und Lehrern der Westfälischen Blindenschule in Soest entwickelte er die optimale Tastbarkeit der Modelle und mit der Bronzegießerei ein spezielles Verfahren für die filigranen Erläuterungen in Blindenschrift.

Die Stadtmodelle entstehen im Wachsausschmelz-Verfahren, einer alten handwerklichen Kunst, die Detailtreue und Unverwüstlichkeit der bronzenen Reliefs garantiert. Vor fünf Jahren gab Egbert Broerken seine Lehrtätigkeit an der Fachhochschule für Design in Dortmund auf, um sich ganz der Fertigung von Blinden-Stadtmodellen zu widmen, denn immer mehr Kommunen wurden und werden auf seine Arbeiten aufmerksam.

Bronze wird 2009 enthüllt

Das Mainzer »Modell zum Modell« entsteht auf der Basis von zahlreichen Skizzen und wird im Herbst fertig sein. Seine Umsetzung erfolgt im Frühjahr des nächsten Jahres und April/Mai 2009 kann dann der »kleine Dom zum Anfassen«, der auf eine ca. 150 x 150 cm große Platte montiert wird, feierlich enthüllt werden. Er wird seinen Platz auf einem Natursteinsockel auf dem zwiaschen Liebfrauenplatz, und Nagelsäule am Dom, erhalten. Die Beteiligten gehen davon aus, dass die Bronzeplastik eine weitere touristische Attraktion werden wird.

Anfang Juli wurde das Projekt, das insgesamt rund 30.000 Euro kosten wird, durch die Stiftungsvorstandsmitglieder Dr.Wolfgang Petereit und Karl-Otto Armbrüster der Öffentlichkeit vorgestellt. Ein Großteil der veranschlagten Summe wird von der Mainzer Volksbank (MVB) getragen. Deren stellvertretender Vorstandsvorsitzender Uwe Abel wies bei dem Termin auf das vielfältige Engagement seiner Bank hin. Man widme sich eben nicht nur den reinen Bankgeschäften, sondern engagiere sich auch auf dem kulturellen und sozialen Sektor: »Wir möchten der Stadt etwas zurückgeben.«

Selbstverständlich können auch einzelne Bürger das Projekt finanziell unterstützen.Wer etwas spendet, erhält als symbolischen Dank einen Druck des Modells auf Büttenpapier. Die ganze Aktion wird durch eine, ebenfalls von der Mainzer Volksbank vorbereitete, Wanderausstellung begleitet. Auf Schautafeln sind weitere Einzelheiten über das Projekt, den Künstler und die initiierende Bürgerstiftung zu erfahren. Nach dem Auftakt im Juli und August bei der MVB wurde sie auch anderen Kreditinstituten zur Verfügung gestellt.

Wolfgang Petereit zeigt einen Druck des Minidoms. Uwe Abel von der MVB, sowie Karl-Peter Merz und Karl-Otto Armbrüster von der Mainzer Bürgerstiftung.

Egbert Broerken